Ehrenamtsakademie im Dekanat Kronberg

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    Serie: Flüchtlinge im Kirchenasyl

    Kurze Geschichte einer langen Suche nach Heimat

    Tobias Boos/Boos+GoeckelFamilie Gohari ist aus Afganistan nach Deutschland geflohen.Familie Gohari ist aus Afganistan nach Deutschland geflohen.

    Das Kirchenasyl in der Evangelischen Miriamgemeinde in Frankfurt-Bonames lässt die sechsjährige Flucht der Familie Gohari aus Afghanistan zu Ende gehen

    Stefan Schäfers/EKHNFamilie Gohari lebt im Gemeindehaus der Evangelischen Miriamgemeinde in Frankfurt.Familie Gohari lebt im Gemeindehaus der Evangelischen Miriamgemeinde in Frankfurt.

    Von Torsten Jäger

    Der Versuch, seine Familie vor der Verfolgung durch die Taliban in Sicherheit zu bringen, dauert für Mohammad Mehdi Gohari (32) jetzt schon über sechs Jahre. Zusammen mit seiner Frau Lailoma (25) und Tochter Husnia (8) und Sohn Ali Asghar (1) lebt er seit Ende 2014 im Frankfurter Stadtteil Bonames. Er hofft, dass seine Familie hier endlich Ruhe und eine neue Heimat findet.

    Bis zum Jahr 2009 lebt die Familie im afghanischen Kandahar. Immer wieder kommt es dort zu Übergriffen der Taliban. Mehdis Familie gehört der schiitischen Hazara-Minderheit an, die von den sunnitischen Taliban intensiv verfolgt wird. Dann verlangen die religiösen Eiferer von der Familie, ihnen die kleine Husnia zu übergeben, sobald sie „heiratsfähig“ ist. Andernfalls drohen sie mit Gewalt. Das Mädchen ist damals gerade zwei Jahre alt. Auch deshalb entschließt sich die Familie im Juli zur Flucht.

    Von Afghanistan nach Pakistan nach Iran über die Türkei in die Niederlande

    Von Pakistan aus fliegt sie zunächst nach Teheran und durchquert mit Hilfe von Auto- und Lastwagen-Fahrern das Land. Sie überwindet die iranisch-türkische Grenze zu Fuß und nimmt in der Türkei Kontakt zu Fluchthelfern auf. Im zweiten Anlauf erreicht sie nach fünfstündiger Fahrt in einem überfüllten Boot Griechenland. Dort wird die Familie aufgegriffen, festgesetzt und nach zwölf Tagen ohne jede Hilfe entlassen.

    In Athen sammelt Familie Gohari zwei Monate lang Geld und Kraft und knüpft Kontakte für die weitere Flucht. Das Ziel sind die Niederlande, wo Mehdis Bruder als anerkannter Flüchtling lebt. Mit dem Zug durchquert die Familie Österreich und Deutschland. Ende Dezember 2009 kommt sie in den Niederlanden an.

    Niederlande lehnt nach rund vier Jahren das Asyl ab

    Am 10. Januar 2010 stellt sie dort einen Antrag auf Asyl. In der ihr zugewiesenen Unterkunft lebt Familie Gohari eineinhalb Jahre lang, ohne zu ihren Fluchtgründen befragt zu werden. Erst im Juli 2011 findet ein Interview mit der niederländischen Asylbehörde statt. Der Asylantrag wird abgelehnt und die Abschiebung nach Afghanistan angedroht. Rechtsmittel hiergegen bleiben ebenso erfolglos wie der Versuch, über den 2013 in den Niederlanden geborenen Sohn ein Bleiberecht zu erhalten. Nach Jahren der Ungewissheit steht die Familie Anfang 2014 in den Niederlanden vor dem Nichts.

    Hoffnung Deutschland

    Für Mehdis Frau, die schwer traumatisiert ist, ist diese Situation unerträglich geworden. Immer wieder wird die Polizei vorstellig und drängt die Familie zur Ausreise. Am 17. April 2014 besteigt Mehdi mit Frau und Kindern einen Zug, der sie nach Deutschland bringt. Dort stellt die Familie einen weiteren Antrag auf Asyl. Nach etwa einem Monat wird sie nach Frankfurt umverteilt. Ein halbes Jahr lang wohnt sie in einem als Flüchtlingsunterkunft genutzten Hotel im Stadtzentrum. Dann lehnt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) es wegen der Dublin-Regelung ab, über den Asylantrag der Familie zu entscheiden. Sie wird aufgefordert, Deutschland zu verlassen und in die Niederlande zurückzukehren.

    Gemeinde in Frankfurt-Bonames verhindert Abschiebung

    Ihr Anwalt weiß, dass einzelne Kirchengemeinden sich in ähnlichen Fällen dazu bereit erklärt haben, Kirchenasyl zu gewähren. Mehdi nimmt Kontakt mit der „AG Kirchenasyl“ im Stadtdekanat Frankfurt auf. Dessen Vorsitzender wendet sich an die Kirchengemeinde im Stadtteil Bonames und bittet um Hilfe. Der Kirchenvorstand beschließt daraufhin kurzfristig, Kirchenasyl zu gewähren, stellt Räumlichkeiten im Gemeindehaus bereit und organisiert in aller Eile die soziale Betreuung der Familie.

    Als gut vier Monate später, am 18. März 2015, die Überstellungsfrist in die Niederlande abläuft, geht auch das Kirchenasyl zu Ende. Das Glück könnte perfekt sein: Ende Juli hat Mehdis Frau ihr drittes Kind gesund zur Welt gebracht. Doch die Erklärung der Asylzuständigkeit durch das BAMF lässt auf sich warten. Bis auf weiteres erhält die Familie nur kurzfristige Duldungen. Sie lebt weiterhin im Gemeindehaus.

    Die komplette Geschichte von Familie Gohari kann in der Broschüre „Aus gutem Grund – Kirchenasyl in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau“ nachgelesen werden. Herausgeber sind die Diakonie Hessen und die EKHN. Die Broschüre kann bei der Diakonie Hessen bezogen werden. Ansprechpartnerin ist Cornelia Dreuw im Bereich Flucht, Interkulturelle Arbeit und Migration.
    Email an Cornelia Dreuw
    Die Broschüre gibt es auch zum Download auf EKHN.de (PDF)

    Zum Themen-Special: Hilfe für Flüchtlinge

    Hintergrund auf EKHN.de: Das Kirchenasyl

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