Ehrenamtsakademie im Dekanat Kronberg

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    Kirchenkritik

    Fragen an die Evangelische Kirche

    istock/microgenVideo-Interview

    Luther hat die Kirche am Reformationstag kritisiert. Auch heute haben viele Menschen kritische Fragen an die Kirche. Meist geht es dabei um den Papst, Geld und Dogmen. Aber auch die evangelische Kirche muss sich den Menschen stellen. Wir waren in Frankfurt mit der Kamera unterwegs und haben Fragen an die evangelische Kirche eingesammelt.

    „Warum ist die evangelische Kirche eigentlich so nüchtern?“ 

    Das ist eine wichtige Frage an die evangelische Kirche, denn sie trifft den Kern ihres Bekenntnisses. Christus allein ist es, auf den sich das Vertrauen richtet. So hat es Martin Luther gesagt. Also gibt es im Kirchenraum ein Kreuz, vielleicht auch ein Kruzifix, aber keine Heiligenbilder und keine größere Ausschmückung. Ausnahme sind Kunstwerke aus der Zeit vor der Reformation. Und wer eine Kirche mit reformiertem Bekenntnis betritt, wird überhaupt kein Bild finden. 

    „Warum sind evangelische Gottesdienste so wenig feierlich?“

    Durch die Reformation rückte  die Predigt ins Zentrum des Gottesdienstes. Die gesungenen Teile wurden entsprechend weniger. Erstmals waren die Gottesdienste in deutscher Sprache. Der Verstand sollte angesprochen werden. Gleichzeitig erfuhr die Kirchenmusik Komponisten wie mit Johann Sebastian Bach einen großen Reichtum, der bis heute evangelische Gottesdienste bereichert.

    „Was tut die Kirche dagegen, dass immer noch eine Milliarde Menschen hungern?“

    Dem Gebot der Nächstenliebe folgend sammeln die Kirchen Spenden für Notleidende. Allein Brot für die Welt hilft jedes Jahr mit mehr als 50 Millionen Euro. Die katholische Schwesterorganisation Misereor stellt 60 Millionen zur Verfügung. Außerdem engagieren sich zahlreiche regionale Projekte in Kirchenkreisen und Gemeinden. Die Kirchen allein können den Hunger in der Welt nicht besiegen. Das christliche Gebot, Arme und Schwache zu unterstützen ist längst auch für Politik und Gesellschaft selbstverständlich geworden.

    “Warum schafft es die evangelische Kirche nicht, junge Menschen zu begeistern?“ 

    Mehr als 200.000 Konfirmanden sind sicher noch keine ausreichende Antwort. In manchen Kirchenkreisen ist die Evangelische Jugend der größte Anbieter von Jugendfreizeiten. Die Jugendkirchentage in der EKHN haben bis zu 3.000 Besucher. Diese Antworten zeigen: In der Jugendarbeit kann die Kirche noch wachsen.

    „Warum sind die evangelischen Kirchen so leer?“ 

    Dass in vielen Kirchen Plätze frei bleiben, das ist richtig. Angeblich besuchen mehr Menschen am Wochenende einen Gottesdienst, als ein Stadion. Aber das ist ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen. Viele Menschen berichten, dass sie sehr großen Wert darauf legen, dass in ihrer Kirche Gottesdienste stattfinden, dass sie selbst aber nur sehr selten daran teilnehmen.

    „Wie kann es gelingen, Themen zu finden, die die Gesellschaft interessiert?“ 

    Die Kirche hat immer die Aufgabe, die Themen auszusprechen, die die Menschen bewegen. Dabei schaut sie, um es mit Luther zu sagen, „dem Volk auf’s Maul“, wie die Bierdeckelaktion zeigt. Zugleich gibt es immer auch die Diskussion, wie politisch die Kirche sein darf. In ihrer  gesellschaftspolitischen Aktivität richtet sich  die evangelische Kirche in Hessen und Nassau weniger nach dem Mainstream, sondern eher nach dem Maßstab, den Schwachen eine Stimme zu geben. Sie  folgt damit der Vorstellung Dietrich Bonhoeffers:  „Die Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere da ist.“ 

    „Warum gibt es in der evangelischen Kirche keine Nonnen?“ 

    In der evangelischen Kirche gibt es tatsächlich keine Nonnen, denn mit der Reformation wurden die Klöster aufgelöst. Aus dem Mönch Martin Luther und der Nonne Katharina von Bohra wurde ein Ehepaar. Heute gibt es evangelische Kommunitäten, in denen Frauen oder Männer ein gemeinsames geistliches Leben führen und entsprechende Gelübde abgelegt haben. Sie tragen in der Regel keine Tracht und arbeiten oft in weltlichen Berufen.

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