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    Flüchtlingarbeit

    Orientierungspapier zur Flüchtlingarbeit veröffentlicht

    Hans GentheDie ersten Fahrräder für Flüchtlinge wurden gespendet.Stolz präsentieren die vier ersten Flüchtlinge die gespendeten Fahrräder, die sie im Sozialkaufhaus Tisch und Teller erhalten haben: Amanuel Tekeste, Asmerom Andebrhan, Efrem Tecle und Michael Tesfazghi (von links)

    Die Kirchenleitung der EKHN hat Dekanate, Gemeinden und Einrichtungen bestärkt, sich weiter in der Flüchtlingsarbeit zu engagieren, sich für die Integration Hilfesuchender einzusetzen sowie für Offenheit und Toleranz in Deutschland einzutreten.

    Darmstadt, 24. Mai 2016. Die Kirchenleitung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN)  hat Dekanate, Gemeinden und Einrichtungen bestärkt, sich weiter in der Flüchtlingsarbeit zu engagieren, sich für die Integration Hilfesuchender einzusetzen sowie für Offenheit und Toleranz in Deutschland einzutreten. In einem am Dienstag (24. Mai) in Darmstadt verabschiedeten Orientierungspapier mit dem Titel „Noch Raum in der Herberge?“ heißt es, dass die Kirchenleitung mit Sorge beobachte, wie in manchen Teilen der Bevölkerung „die anfängliche Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft“ gegenüber Geflüchteten „der Skepsis, Sorge und sogar Feindseligkeit“  gewichen sei. Auch in Kirchengemeinden werde diskutiert, „wie die Integration sozial und politisch gelingen kann“.  In diesem Zusammenhang  wolle die hessen-nassauische Kirchenleitung engagierten Ehren- und Hauptamtlichen auf theologischer Basis „einen Impuls  zur evangelischen Orientierung an die Hand geben“.  

    Konflikte annehmen und gestalten

    In einer Gesellschaft, die sich als Migrationsgesellschaft verstehe, seien „ausnahmslos alle in Integrationsprozesse“ involviert, beschreibt das Papier die aktuelle Situation. „Neue“ und „Alte“ im Land müssten „Unterschiede respektieren, aushalten und Ungleichheit bekämpfen lernen mit dem Ziel eines selbstbestimmten und solidarischen Miteinanders und größtmöglicher Inklusion“. Die Kirche habe in dieser Situation  die Chance, sich als „Anwältin solcher konflikthaften Prozesse zu verstehen“ und könne dafür vielfältige Räume zur Verfügung zu stellen. „Es wäre viel gewonnen, wenn wir diese Konflikte annehmen und so gestalten, dass sie das Gemeinwesen nicht gefährden“, schreibt die Kirchenleitung.

    Ist noch Raum in der Herberge?

    In ihrem Orientierungspapier, das den vollständigen Titel „Noch Raum in der Herberge? - Zur theologischen Vergewisserung und ethischen Orientierung angesichts von Flucht und Migration“ trägt, listet die Kirchenleitung insgesamt 14 theologische Begründungen zum Engagement für Flüchtlinge auf. Unter anderem erinnert das Schreiben daran, dass Flucht und Vertreibung in der Menschheitsgeschichte nichts Neues seien. Dies zeigte sich beispielsweise in der besonderen Bedeutung des Themas in biblischen Texten. Dort gebe es „ein ausgeprägtes Bewusstsein für die Existenz verschiedener Völker und für die Dynamik von Migration und Beheimatung“. Das Leben zeige sich dort als „ein Leben in Bewegung mit der nie ganz eingelösten Sehnsucht nach Heimat“.

    In Gottes Heimat gibt es keine Heimatlosen

    Diese Haltung spiegele sich auch im Christentum wider. So bedeute das Wort Kirche, das aus dem Griechischen stamme, wortwörtlich „herausrufen“ (ekklesia). Christinnen und Christen seien damit gleichsam herausgerufen aus allen Festlegungen, die sich durch ihr Zuhause ergäben. „Der Ort, an dem wir leben, der Staat, zu dem wir gehören, die ethnische Gruppe, zu der wir uns zählen – all das kann keine letzte Verbindlichkeit haben. Wir gehören – jetzt schon – zu Gottes neuer Welt, die allen Menschen verheißen ist. In dieser Heimat gibt es keine Heimatlosen – es gibt dort nur Schwestern und Brüder der einen Menschenfamilie in Christus“, heißt es in dem Text.

    Sich auf die Seite Notleidender stellen

    Daraus leite sich auch das Engagement für alle Hilfesuchenden ab. Vor allem die prophetischen Texte der Bibel ermahnten dazu, „die Situation, wie sie ist, aus Gottes Hand anzunehmen und das Wohl für das Gemeinwesen zu erstreben“. Deshalb sei es wichtig, „jenen, die bei Euch Zuflucht suchen, mit Barmherzigkeit zu begegnen.  Zuwandernde, mit allen, die schon ein Zuhause hätten,  solle „das Beste für das Gemeinwesen“ gesucht werden. Schließlich  gelte es auch, sich auf die Seite derer zu stellen,  „die sich in dieser Gesellschaft als Ausgeschlossene erleben“.

    Hintergrund Flüchtlingsarbeit der EKHN  

    In der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) engagieren sich nahezu flächendeckend Kirchengemeinden, Dekanate und die Einrichtungen der Diakonie in Kooperation mit vielen anderen für die Schutzsuchenden. Einer Umfrage zufolge sind mehr als die Hälfte der 1151 Gemeinden in der Flüchtlingshilfe aktiv. Sie sorgen etwa in Erstaufnahme-Einrichtungen für Beratung und erste hilfreiche Kontakte und begleiten die Flüchtlinge dauerhaft dort, wo ihnen eine bleibende Unterkunft zugewiesen wurde. Die EKHN hat im Herbst 2015 über 20 Millionen Euro bereitgestellt, um solche Initiativen vor Ort zu unterstützen, um Mitarbeitende in Kindertagesstätten und anderen Arbeitsfeldern für diese besondere Aufgabe zu schulen und um Rechtsberatung oder Trauma-sensible Begleitung zu intensivieren. Die evangelische Kirche beteiligt sich zudem an der politischen Debatte um Asylrecht, Einwanderung und Integration. Sie unterstützt die politisch Verantwortlichen in dem Bestreben, an den Menschenrechten orientierte gesamteuropäische Lösungen zu finden. Sie versucht, immer wieder die globalen Perspektiven zur Sprache zu bringen. Dazu gehören auch Fragen nach der weltweiten Gerechtigkeit, des Klimawandels oder der Rüstungsexporte.

    Hinweis zum Orientierungspapier: Hier als Download erhältlich
    http://www.ekhn.de/fileadmin/content/ekhn.de/download/presse/16/Noch_Raum_in_der_Herberge.pdf

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