Ehrenamtsakademie im Dekanat Kronberg

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    Ewigkeitssonntag

    Ruhe in Frieden 2.0

    Johannes LöschQR-CodeDer QR-Code auf dem Grabstein führt zu einer Trauerseite im Internet (Hinweis: aus Datenschutzgründen wurde der Code verändert)

    Am Ewigkeitssonntag erinnern evangelische Kirchengemeinden an die Verstorbenen des letzten Jahres. Wer im Anschluss an den Gottesdienst einen Besuch auf einem Friedhof geplant hat, könnte dort Signale entdecken, die auf einen Wandel der Trauerkultur hinweisen.

    Der kleine Friedhof in einem dörflich anmutenden Stadtteil Frankfurts enthüllt sein Geheimnis erst nach längerer Suche und bei genauerem Hinsehen. Unscheinbar an einem hellen Grabstein ließen die Angehörigen des Verstorbenen 2012 eine handflächengroße Plakette aus Porzellan mit einem sogenannten QR-Code  (Quick-Response-Code) anbringen. Die Kamera eines Smartphones oder Tablets  erfasst den Code und zu einer Trauerseite im Internet, die für den Verstorbenen erstellt wurde. Bisher werden QR-Codes vor allem auf Werbeplakaten und Flyern eingesetzt.

    Die Trauerseite versucht, den ganzen Menschen zu zeigen

    Die Trauerseite zeigt ihrem Besucher in Bildern, was der Verstorbene zu seinen Lebzeiten mochte, seine Liebe zur Natur und zu Tieren, aber auch schöne Porträts des etwa 50-Jährigen. Ein YouTube-Video des Liedes „Lass uns leben“ von Marius Müller-Westernhagen dokumentiert auf derselben Seite seinen ungebrochenen Lebenswillen, ebenso wie ein philosophisch angelegtes Gedicht. Diese Informationen über den Menschen, der hier bestattet wurde, hätten auf seinem Grabstein nicht genügend Platz gehabt. Dort stehen, in Stein gehauen, nur sein Name und seine Lebensdaten.

    Das bemerkt auch eine etwa fünzigjährige Passantin, die auf den QR-Code aufmerksam geworden ist. Sie ist spontan begeistert von den Möglichkeiten, die der Code auf dem Grabstein bietet.  „Das ist ja toll. Dann erfährt man etwas über diesen Menschen, auch wenn man ihn nicht so genau gekannt hat.“ Auch sie könne sich gut vorstellen, auf den Grabsteinen ihrer Familie einen solchen Code anzubringen.

    Das Medium wandelt sich, das Anliegen bleibt dasselbe

    Pfarrerin Dr. Carmen Berger-Zell ist Referentin der Diakonie Hessen und Mitherausgeberin des evangelischen Internetportals „www.trauernetz.de“. Für sie ist der Wandel in der Trauerkultur, den das Anbringen des QR-Codes signalisiert, nicht überraschend. Das Anliegen der Hinterbliebenen sei heute dasselbe wie zu allen Zeiten: das Bemühen um Erinnerung an die Toten. Auf die QR-Codes an Grabsteinen angesprochen, gibt sie ein Beispiel aus dem Mittelalter: „Über Jahrhunderte hinweg wurden z.B. Epitaphien in Kirchen angebracht, das sind Erinnerungstafeln. Dadurch konnten die Menschen während der Gottesdienste und beim Kirchenbesuch ihrer gedenken.“ Der digitale Raum sei deshalb der moderne Nachfolger des mittelalterlichen Kirchenraumes. Berger-Zell betont: „Das wichtigste Kommunikationsmedium unserer Zeit ist das Internet, von daher ist es nicht verwunderlich, dass das Internet auch für Trauernde und diejenigen, die Ihnen ihr Mitgefühl ausdrücken wollen, der ‚Ort‘ ist an dem sie dies tun.“ 

    Trauerseiten häufig für jung Verstorbene

    Die speziell angelegte Trauerseite im Internet sei unter allen Möglichkeiten der digitalen Welt dennoch ein Sonderfall. „Meist sind es Eltern, die für ihre toten Kinder eine Gedenkseite angelegt haben oder es sind Menschen, die um jung Verstorbene trauern“, so Berger-Zell. Häufig seien das besonders schwere Verluste für die Angehörigen und dadurch auch eine nicht einfache Trauer.

    [Johannes Lösch]

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