Ehrenamtsakademie im Dekanat Kronberg

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    Lebensgrundlagen

    Noch kurz die Welt retten – am besten sofort!

    iStock.com/amphotoraKlimawandel verändert LebensgrundlagenWie werden wir leben, wenn der Klimawandel weiter fortschreitet?

    Der Klimawandel fordert langsam aber sicher seinen Tribut und wirkt sich auf unsere Lebensgrundlagen aus. Die Agrarreferentin der EKHN stellt wissenschaftliche Prognosen und Handlungsmöglichkeiten für ein nachhaltigeres Leben vor.

    Wo früher wilde Tiere auf Wiesen grasten, ragen heute die beleuchteten Fassaden riesiger Metropolen in die Höhe. Wege, für die bis vor 200 Jahren noch Tage und Wochen gebraucht wurden, werden heute in wenigen Stunden mit dem Auto zurückgelegt. Klar ist: Der Mensch hat den Planeten verändert. Und nun führt er ein Leben, das sehr viel Energie verbraucht und das den natürlichen Treibhauseffekt verstärkt.

    Schon jetzt haben viele Länder mit den Folgen des vom Menschen verursachten Klimawandels zu kämpfen. Kalifornien in den USA musste zum Beispiel wegen extremer Dürre in den letzten Jahren schon Wasserregulierungen einführen.

    Trotz solcher Extreme begegnen einige Menschen den offensichtlichen Fakten, die eine Veränderung des Klimas untermauern, mit großer Skepsis. So will der neue US-Präsident, Donald Trump, den unter Obama eingeführten Klimaschutzplan rückgängig machen. Welche Konsequenzen drohen daraus zu entstehen? Dr. Maren Heincke ist Agraringenieurin und Referentin für den Ländlichen Raum im Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHN in Mainz. So schätzt sie einige Folgen des von Trump erlassenen Dekrets ein: „Ich halte einen Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen für unwahrscheinlich, aber Trump könnte die in Paris gefassten Beschlüsse boykottieren oder verzögern. Besonders schlimm ist, dass ein Präsident den anthropogenen Klimawandel bezweifelt, denn auf dieser Basis kann er keine Klimaschutzpolitik machen. Denn wenn ich das Problem nicht ernst nehme, brauche ich dagegen auch nichts tun.“

    Treibhauseffekt: Deutschland unter den Top Ten

    Dabei sind die USA auf Platz zwei der Länder mit dem höchsten Anteil an Treibhausgasemissionen, nur China liegt noch weiter vorne. Den dritten Platz belegt Indien. Somit sind die USA im Ranking umringt von Ländern, die laut Maren Heincke erst in den letzten Jahrzehnten „eine sogenannte nachholende industrielle Entwicklung durchlaufen haben.“ Der Fokus habe also mehr auf Wirtschaftswachstum und dafür weniger auf Umweltschutz gelegen. Unter den Top Ten der Länder mit den höchsten Treibhausgasemissionen befinde sich auch Deutschland. Laut Umweltbundesamt (UBA) lagen die Mengen an CO2-Emissionen im Jahr 2016 bei ungefähr 906 Millionen Tonnen, wobei auf den Energiesektor der größte Anteil entfällt. Das Energiekonzept der Bundesregierung von 2010 sieht laut UBA eine Verringerung der Emissionen auf maximal 250 Millionen Tonnen bis 2050 vor. Das entspräche somit circa einem Viertel der jetzigen Menge.

    „Turbulente Folgen“

    Diese Ziele gewinnen vor allem dann an Brisanz, wenn man einen Blick auf das wirft, was passiert, wenn sich die Position der Klimawandelskeptiker durchsetzen würde und keine Klimaschutzmaßnahmen ergriffen würden. Ende des Jahrhunderts könnte die weltweite Temperatur um 4 bis 6 Grad Celsius angestiegen sein. Maren Heincke beschreibt die Konsequenzen daraus als „turbulent“. „Die Gletscher und Eismassen werden abschmelzen. Wenn Flüsse und Seen davon nicht gespeist werden, verschlechtert sich die Wasserversorgung. Durch den ansteigenden Meeresspiegel werden Flussdeltastaaten überschwemmt. Tiefgefrorene Böden in der Tundra tauen auf und setzen somit gewaltige Mengen an Methan frei. Der mediterrane Bereich Europas sieht sich immer stärkeren Hitzewellen ausgesetzt, was zu mehr Hitzetoten führen kann. Wüsten wie die Sahara dehnen sich aus. Die Flucht der Menschen vor den Folgen des Klimawandels wird ein wichtiges Thema sein.“

    Noch ist die Zukunft offen

    Seien diese Probleme erst einmal eingetreten, sei eine Korrektur nur sehr schwierig, wenn nicht sogar unmöglich. „Das Klima ist ein träges System, heutiges Handeln spiegelt sich erst in Jahrzehnten wider. Das bedeutet, dass wir jetzt die Weichen für die nächsten Jahrzehnte stellen müssen“, erklärt die Umweltexpertin. In den nächsten fünf bis zehn Jahren entscheide sich auch, ob das internationale Zwei-Grad-Ziel bis 2100 erreicht wird, also, ob der weltweite Temperaturanstieg bei insgesamt zwei Grad Celsius verbleibt.

    Einfluss auf die Lebensqualität

    Doch was bedeutet es für den Menschen konkret, wenn der Klimawandel weiter fortschreitet? Sind wir eventuell sogar vom Aussterben bedroht? Davon geht Maren Heincke nicht aus, schildert jedoch unterschiedliche Zukunftsszenarien: „Die düsterste Vision wäre die einer Welt, in der es nur ums Überleben geht und die geprägt ist von Kriegen um Rohstoffe, Wasser, Nahrung aber auch Lebensraum.“ Durch Fluten und Wüstenausbreitung würde es zu wenig Platz für so viele Menschen geben. Durch kriegerische Auseinandersetzungen könnte sich der Mensch selbst dezimieren. Um dies zu verhindern und in eine lebenswerte Zukunft zu blicken, müssten die Menschen die Kurve kriegen und ihren Lebensstil verändern. Ansonsten stelle sich die Frage, ob es nicht sehr ungemütlich auf der Welt wird.

    Es geht um Gerechtigkeit

    Hier hilft es, sich den zweiten Schöpfungsbericht zu Herzen zu nehmen. „Und Gott der Herr nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte.“ (Genesis 2, 15). Zwar müsse der Mensch den Planeten bebauen, aber Gerechtigkeit walten lassen. In diesem Zusammenhang nennt Maren Heincke die „Gerechtigkeit zwischen unterschiedlichen Generationen“, was bedeute, dass sich der Mensch als Individuum im Zeitlauf betrachtet und die Erde so für künftige Generationen bewahrt. Daneben stehe die „Gerechtigkeit innerhalb einer Generation“. Jeder Mensch solle sich fragen, was er wirklich brauche und seinen Mitmenschen gegenüber rücksichtsvoll handeln. Die reichen Nationen wären in der Pflicht, die armen zu unterstützen, die mit dem Klimawandel am meisten zu kämpfen hätten.

    Starke Maßnahmen haben oberste Priorität

    Auch die Politik hat schon Maßnahmen eingeleitet. Hessen beispielsweise möchte bis 2050 seine klimarelevanten Emissionen um 90% gegenüber 1990 vermindern. Helfen soll dabei der hessische Klimaschutzplan, der sich in zwei Sektoren aufteilt: Auf der einen Seite soll der Klimawandel abgeschwächt werden. Hier rückt vor allem der Verkehrssektor in den Vordergrund. Neben einem Schülerticket soll es für die Landesbediensteten ein hessenweites Jobticket geben. Zudem soll der Ausbau von Fuß- und Radwegen gefördert werden. Auf der anderen Seite geht es in dem Klimaschutzplan um die Klimawandelanpassung. Maren Heincke verweist hier auf zehntausende Hitzetode im extremen Sommer von 2003. Gegensteuern will das Land mit dem Hitzeaktionsplan, der zum Beispiel kostenloses Trinkwasser und Fassadenbegrünung in Städten vorsieht. Beide Strategien – Abschwächung und Anpassung – sollen dabei parallel verlaufen.

    Die Umweltexpertin berichtet auch, dass Deutschland hingegen das Ziel, die klimarelevanten Emissionen bis 2020 um 40% zu senken, nicht erreichen werde. Sie geht davon aus, dass die Maßnahmen nicht stark genug waren.

    Komplettes Versagen könne man der Politik aber nicht vorwerfen. Mit der Energiewende sei auch der Druck auf die Energiekonzerne gewachsen, die sich mittlerweile auch auf regenerative Energien spezialisieren mussten. Trotzdem gebe es immer noch genug zu tun. Vor allem die Kommunen seien gefragt, da sie im Bereich Verkehr oder auch im Hausbau vieles ausrichten könnten.

    Klimaschutz im Alltag

    Maren Heincke hat ein paar Tipps, mit denen wir alle jeden Tag einen kleinen Beitrag zum Erhalt unseres Lebensraumes leisten können.

    • Ernährung: bewussterer Fleischkonsum, denn auch die Landwirtschaft trägt zu den Treibhausgasemissionen bei.
    • Mobilitätsverhalten: Die vorhandenen Angebote des ÖPNV nutzen, das Auto möglichst stehen lassen und das Fahrrad nehmen
    • ethische Geldanlagen: Ökofonds, in denen man sein Geld in nachhaltigen Projekten anlegen kann
    • energieeffiziente Elektrogeräte
    • Stoßlüften statt gekipptem Fenster

     Bei den vielen Tipps ist aber vor allem eines wichtig: Nicht jeder kann alles leisten. Aber jeder kann einen kleinen Teil zum Erhalt des großen Ganzen, unserer Erde, dazugeben.

    Charlotte Couvé

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