Ehrenamtsakademie im Dekanat Kronberg

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    Ein Gang über den Markt der Möglichkeiten

    Zwischen Bim-Bam und blauem Blickfang auf dem Kirchentag

    Volker RahnMarkt der MöglichkeitenMarkt der Möglichkeiten

    Vom Klang der Glocken über den Krach des Alltags in den Rollstuhl bis an ferne Orte. Der Markt der Möglichkeiten lädt zu einer Reise durch das Leben und die Welt ein.

    Volker RahnDanica Jenhardt von der Initiative Pro Israel als ClowninDanica Jenhardt wirbt als Clownin für Israel.

    Reverend John Yule gibt den Deutschen ordentlich eins auf die Glocke. Der anglikanische Pfarrer aus Cambridge hat per Auto und Fähre seinen transportablen Glockenturm über die Nordsee verschifft. Nun zeigt er beim Hamburger Kirchentag auf dem Markt der Möglichkeiten allen, was formvollendetes britisches Läuten ist. Per Knopfdruck zum Kirchgang zu rufen, wie hierzulande üblich, ist für Briten ein Gräuel. Ein No-Go für Gläubige von der grünen Insel. Nur handgemachtes Glockengeläut gehört in Gottes Ohr. Und so legt Yule elegant Hand ans Seil, zieht kraftvoll an, lässt los und greift wieder beherzt zu. 

    Die Glocke schwingt, überschlägt sich, wird ruckhaft abgebremst. So muss echtes Läuten sein. Kein eintöniges Bim-Bam, sondern harmonisches Arrangement, sagt Yule. Manchmal werden Klangfolgen sogar mit dem Computer ausgetüftelt. Dann geht es darum, kunstvolle Sequenzen nachzuspielen. Und wenn mehrere Glocken zum Einsatz kommen, ist das für die „Bell-Ringer“ erst eine Herausforderung nach ihrem Geschmack. Wochenlang wird dann gemeinsam für den richtigen Ruck geprobt. Ohnehin kommt niemand an die Seile, der vorher nicht mindestens drei Monate intensives Training hinter sich gebracht hat. Zu groß die Gefahr, das Geläut und Gehör Schaden nehmen.

    Lärm dominiert das Leben

    Vroooom, Zooom, Bam. Vom Klang der Glocken führt die Spur zum Krach des Alltags. Graffity-Künstler haben die drei Worte in schrillen Farben auf einen drei Mal drei Meter großen Kubus gesprüht. Innen herrscht ohrenbetäubender Lärm. Ein Flugzeug startet, Züge rattern vorbei, Straßenverkehr lässt alles vibrieren. Es ist das „Lärmhaus“ der Bürgerinitiativen und Kirchengemeinden gegen den Flughafenausbau in der Rhein-Main-Region. Mit ihrem Stand auf dem Markt wollen sie zeigen, wie sehr Lärm längst das Leben dominiert, ohne dass es vielen bewusst ist.

    Dietrich Elsner, Sprecher des Bündnisses der Bürgerinitiativen gegen den Flughafenausbau sagt: „Wir verdrängen den Alltagslärm“. Doch damit sei er eben nicht weg. Die Fakten sind dagegen heute eindeutig, sagt Elsner: „Lärm macht Körper und Seele krank.“ Er müsse dringend reduziert werden: am Flughafen, an Bahnstrecken und auf der Straße.

    Basketball-Körbe nur im Sitzen erreichen

    Basketbälle fliegen durch die Luft, Jubel braust bei jedem Treffer auf. Lautstark geht es am Stand des Arbeitskreises Kirche und Sport zu. Nur eines ist anders als sonst. Die Körbe dürfen nicht im Stehen, sondern nur im Sitzen und von einem Rollstuhl aus geworfen werden. Selbst eingefleischten Ballkünstlern treibt es dabei Schweißperlen auf die Stirn und so manchen Fluch auf die Lippen. „Für uns ist das normal“, lacht Philip Opong.

    Der 40 Jahre alte Hamburger mit Behinderung spielt mit Leidenschaft Rollstuhl-Basketball, ebenso wie die 28 Jahre alte Lillemor Köper. Die Rollstuhl-Sportlerin erklärt, dass der Arbeitskreis mit der Aktion das Thema Inklusion und Integration voranbringen möchte. „Man kommt einfach so ins Gespräch. Sport ist dafür Klasse“, sagt Köper. Beide freuen sich nun schon auf das nächste Großereignis für sie, bei dem es rund geht. Im Juni beginnen die Europameisterschaften im Rollstuhlbasketball in Frankfurt am Main. Ihr Motto: „Wir drehen am Rad“.

    Israel hat nicht nur „irgendwas mit Jesus zu tun“.

    Und was bitteschön ist das? Ein knallblauer Blickfang auf dem Messegelände ist Danica Jenhardt. Die Informatik-Kauffrau aus Siegen hat sich als Clowin verkleidet. Mit himmelfarbener Perücke und buntem Hut verteilt sie kleine Israelflaggen. Sie und ihre Initiative Pro Israel wollen dadurch besser mit den Menschen ins Gespräch kommen. Ihr Ziel ist es, ein Bild von einem Land zu vermitteln, dessen Bewohner eine „unheimliche Lebensfreude“ ausstrahlen. Trotz Kostüm meint sie es ernst.

    Die Clownin appelliert an die Verantwortung der Deutschen für Israel und das Judentum. „Antisemitismus dürfen einfach keinen Platz mehr haben“, sagt sie. Dass sie bei ihrer Aktion auch Jugendlichen mehr über das Heilige Land vermitteln kann, als dass es „irgendwie am Mittelmeer liegt“ und „irgendwas mit Jesus zu tun hat“ ist für sie ein wichtiger Erfolg.

    Christen aus dem Nahen Osten erzählen von ihren Erfahrungen

    Wer vom Markt der Möglichkeiten erschöpft ist, kann alle Viere schließlich in der Karawanserei von sich strecken. Bei Tee und orientalischen Gewürzen schildern Christen aus dem Nahen Osten in der kleinen improvisierten Oase ihre Situation. So wie Mona Bogiva. Die junge Ägypterin berichtet von ihrem Alltag in Hamburg. Ihre deutschen Kameradinnen halten sie wegen ihres Aussehens für eine Muslima. Ihre moslemischen Freunde nörgeln, dass sie eine Christin ist

    „Ich polarisiere immer“, sagt die koptische Christin. Und hält es doch für eine große Chance, dass sie beide Kulturen zusammen denken kann. Nicht gerne denkt sie derzeit allerdings an die Situation in ihrem alten Heimatland. „Die Situation in Ägypten ist schockierend“, so Bogiva. Gewalt und Tod seien an der Tagesordnung. Die Rechte der Frauen würden „mit Füßen getreten“. Von westlichen Christen hofft sie sich nun wenigstens eines: „Nicht wegschauen und gegen Christenverfolgung eintreten.“

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