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    Fachkräfte gegen bröckelnde Kirchtürme

    Personalgewinnung bleibt Zukunftsthema für Hessen-Nassau

    Freder/gettyimages

    Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) setzt auf mehr Fachpersonal im Kampf gegen bröckelnde Kirchtürme. Insgesamt sind in den kommenden Jahren zehn zusätzliche Stellen im Baubereich vorgesehen, wie EKHN-Personaldezernent Jens Böhm am Mittwoch (28. November) vor der in Frankfurt am Main tagenden Synode erläuterte.

    Mit dem Ausbau der Stellen reagiert die Gesamtkirche auf zahlreiche Problemanzeigen aus den Kirchengemeinden und Dekanaten. Viele Bauten aus den 1950er bis 1980er Jahren seien erheblich sanierungsbedürftig. Allein sechs Stellen, darunter mehrheitlich Posten für Architektinnen und Architekten, seien bereits im Personalplan für das kommende Jahr vorgesehen. Böhm hofft zugleich, dass mit den neuen Stellen auch bisher teure Honorarverträge teilweise eingespart werden können. Insgesamt trägt die EKHN für mehr als 4000 Bauwerke von der Kirche über das Pfarrhaus bis zur Kindertagesstätte Verantwortung.

    Nachwuchs in Musik bundesweit fördern

    Erheblichen Bedarf in der Nachwuchsförderung sieht Böhm zugleich bei Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusikern. Gerade in der evangelischen Kirche sei der Glaube auch „gesungener Glaube“, so der Personaldezernent in Anlehnung an den Reformator Martin Luther. Dass es bei den aktuell 128 hauptamtlichen Musikerinnen und Musikern in Hessen-Nassau vorerst noch kein Ruhestandsproblem gebe, wirke auf den ersten Blick entlastend. Die Lage an den kirchlichen Musikhochschulen sei dagegen alarmierend. Die Zahl der Studierenden der Kirchenmusik hat sich nach Worten Böhms innerhalb von zehn Jahren bundesweit von 42 auf 21 Absolventen halbiert. Dieser Herausforderung sei nur mit einem Aktionsplan über die Grenzen einzelner Landeskirchen hinweg zu begegnen.

    Kindertagesstätten zu Ausbildungsstätten machen

    Böhm blickte auch auf die Situation in den 600 Kindertagesstätten der EKHN und erläuterte, dass die Erzieherinnen und Erzieher nach wie vor die größte Berufsgruppe in der EKHN bildeten. Fast 7000 Mitarbeitende besetzten rund 4600 Vollzeitstellen. Der Fachkräftemangel sei zugleich spürbar, denn 217 Stellen seien zurzeit offen. Gerade in Ballungsräumen sei es nicht leicht, geeignete Bewerberinnen und Bewerber zu finden. Böhm schlug vor, dass sich alle Kindertagestätten künftig noch stärker als Ausbildungsstätten verstehen sollten. So könnten beispielsweise Praktikantinnen und Praktikanten oder Auszubildende langfristig besser gebunden werden.

    Den demographischen Wandel gestalten

    Grundsätzlich bleibe es eine Herausforderung, auf allen Ebenen Menschen für kirchliche Berufe zu gewinnen, sagte Böhm. So müsse die EKHN etwa ihre Aktion zur Nachwuchssuche für kirchliche Berufe „Mach doch was Du glaubst“ weiter verstärken. Gerade im digitalen Zeitalter sei es wichtig, Menschen auch persönlich anzusprechen. „Flyer, Homepage und Facebook können das persönliche Gespräch unterstützen – sie ersetzen es nicht“, so Böhm. Statistisch würde ein Interessent fünf Mal auf einen Beruf angesprochen, bis er sich dafür ernsthaft interessiere. Böhm richtete deshalb die Bitte an die Synodalen: „Werden Sie zu Menschenfischern, die zu anderen sagen: ‚Mach doch, was du glaubst‘“.


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