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    Sterbehilfe

    Theologe: Lebensende ist ein planbares Projekt geworden

    Sean Warren/istock.comBeistand im Krankenhaus

    Das Menschenbild hat sich gewandel - das Leben ist planbar und so auch der Tod, so der Theologe Reimer Gronemeyer. In der christlichen Welt bedeute die Kunst des Sterbens den Tod zu akzeptieren. Daher sei die Kirche in der aktuellen Diskussion um Sterbehilfe besonders gefragt.

    Das Lebensende ist nach Ansicht des Gießener Theologen und Soziologen Reimer Gronemeyer ein planbares Projekt geworden. Er sehe eine fundamentale Veränderung des Menschenbildes, sagte Gronemeyer am Sonntagabend auf dem Jahresempfang der evangelischen Kirche in Gießen. Aus Menschen würden Systeme, „die abgeschaltet werden, wenn sie nicht mehr funktionieren“.

    Er fürchte, dass Sterbehilfe zu einer Dienstleistung wird, die man kaufen kann. Ärztliche Kompetenz am Sterbebett sei heute viel wichtiger als die Anwesenheit eines Geistlichen oder der Familie. „Wir können uns den Tod ohne medizinische Expertise nicht mehr vorstellen.“ Gleichzeitig sei es in der Geschichte der Menschheit noch nicht vorgekommen, dass die Mehrzahl ihr Lebensende in Institutionen verbringt: 80 Prozent sterben laut Gronemeyer in Institutionen, die meisten im Krankenhaus. Außerdem gerate der letzte Lebensabschnitt immer stärker unter ökonomischen Einfluss: Die Krankenkassen sagten, dass das Lebensende noch nie so teuer gewesen sei wie heute.

    In der christlichen Welt habe die Kunst des Sterbens bedeutet: den Tod, der mir bestimmt ist, zu akzeptieren. Heute unterschrieben Menschen Patientenverfügungen, ein „Rundum-sorglos-Paket, um sicherzustellen, dass nichts passiert, was wir nicht in der Hand haben“. Das Lebensende werde ein konsumistischer Akt: Wie an der Käsetheke wählten wir noch dieses oder jenes aus. In der Diskussion um das Lebensende kursierten Begriffe wie Zertifizierung oder Standardisierung, die ursprünglich aus der Autoindustrie stammten. „Soll das Einzug halten ins Sterbezimmer?“, fragte der Wissenschaftler.

    Kirchen seien in dieser Diskussion so wichtig wie nie zuvor. „Wem gehört mein Sterben?“ Dieser Frage gehen am 4. November Kirchenpräsident Jung, TV-Moderatorin Kallwass sowie Juristen und Mediziner nach.

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