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    Zusammenfassung Herbstsynode 2017

    Kirche zwischen Pfarrstellen, Flüchtlingen, Fluglärm und Finanzen

    EKHN/Loreen FetthauerStand 2017 irgendwie über allem: Martin Luther. Hier in der Herbstsynode der hessen-nassauischen KircheStand 2017 irgendwie über allem: Martin Luther. Hier in der Herbstsynode der hessen-nassauischen Kirche

    Sie haben es geschafft: Noch vor dem ersten Advent haben die 140 Synodalen über 50 Tagesordnungspunkte auf ihrer Herbsttagung abgearbeitet. Sie dürfen nun in Ruhe das erste Lichtlein entzünden. Die Themen reichten beim Treffen in Frankfurt vom Fluglärm bis zu den Pfarrstellen. Und dann gab es auch noch einen dicken Doppelpunkt: ...

    Darmstadt, 2. Dezember 2017. Die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) ist am Samstag (3. Dezember) mit zahlreichen Entscheidungen zu Ende gegangen. Seit Mittwoch hatten die 140 Delegierten unter dem Vorsitz von Präses Ulrich Oelschläger in Frankfurt am Main über mehr als 50 Tagesordnungspunkte beraten. Dabei wurde über die Haltung zum Fluglärm und Familiennachzug für Geflüchtete debattiert sowie ein neu aufgenommener Beschluss zum Rechtspopulismus verabschiedet. Zugleich blickte das mit einem Parlament vergleichbare Kirchengremium auf das zurückliegende 500. Reformationsjahr zurück. Auch die mit Spannung erwartete Diskussion über eine Neuordnung der Pfarrstellen ab dem Jahr 2020 wurde abgeschlossen. Schließlich konnte der 655 Millionen Euro umfassende Haushalt für das kommende Jahr genehmigt und der Leiter der Kirchenverwaltung Heinz Thomas Striegler in seinem Amt bestätigt werden. Alle Berichte zur Synode sind ausführlich auch hier im Internet abrufbar: www.ekhn.de/ueber-uns/aufbau-der-landeskirche/kirchensynode/berichte.html

     

    Lärmfragen in Zukunft mehr Gehör verschaffen

    Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau bleibt am Thema Fluglärm und will sich mehr Gehör verschaffen. Dazu nahm die Synode auf ihrer Herbsttagung ein umfassendes Gutachten im Empfang. Es kommt zu dem Schluss, dass sich die Kirche mit religiösen Belangen bei zukünftigen Planfeststellungsverfahren deutlicher Gehör verschaffen kann. So bräuchten gottesdienstliche Handlungen oder Seelsorgegespräche eine möglichst störungsfreie Umgebung ohne äußere Lärmeinwirkung. Die hessen-nassauische Kirchenleitung will sich deshalb künftig noch stärker in die Planung von Großprojekten einbringen. Auslöser für das Thema waren die Diskussionen um den Ausbau des Frankfurter Flughafens.

     

    Familiennachzug für Geflüchtete ermöglichen

    Die Synode hat auf ihrer Tagung auch die Forderung nach einem Familiennachzug für Flüchtlinge mit eingeschränktem Schutz bekräftigt. Bereits im Frühjahr hatte die Synode bereits die gegenwärtige Asylpraxis in Deutschland scharf kritisiert und von den politisch Verantwortlichen ein Umdenken angemahnt. Der Vorstandsvorsitzende der Diakonie Hessen, Horst Rühl, hatte ebenfalls gefordert, dass „Flüchtlinge nicht über Jahre von ihren Angehörigen getrennt werden dürfen“. Das verletzt seiner Ansicht nach das Grundrecht auf den Schutz von Ehe und Familie und erschwert die Integration. Rühl verwies auch auf eine Aktion von Kirche und Diakonie in der Adventszeit. Im Zentrum der Initiative mit dem Motto „Familien gehören zusammen!“ steht eine Postkartenserie mit besonderen Weihnachtsmotiven, die eine jeweils unvollständige „Heilige Familie" zeigen.

     

    Rechtspopulismus weiter als Aufgabe begreifen

    Als bleibende Aufgabe beschreibt das „Kirchenparlament“ die Auseinandersetzung mit Rechtspopulismus und Extremismus. Es schloss sich einem Positionspapier „Rechtspopulismus als Herausforderung annehmen“ der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zum Thema an. Darin wird ein Anwachsen von rechtspopulistischen, rechtsextremen, rassistischen, frauenfeindlichen sowie völkisch-nationalistischen Einstellungen in Deutschland festgestellt. Diese Haltungen seien jedoch nicht vereinbar mit dem christlichen Menschenbild. Kirchen sollten sich dem entgegenstellen und sich beispielsweise in der Bildung mehr für demokratiefördernde Maßnahmen einsetzen.

     

    500 Jahre Reformation als Herausforderung betrachten

    Die hessen-nassauische Kirchensynode hat ein positives Fazit des zu Ende gehenden 500. Reformationsjahres gezogen. Im Jubiläumsjahr 2017 wurden fast 10.000 Sonderveranstaltungen in Hessen-Nassau gezählt. Nach dem vorliegenden Bericht des Projektbüros für das Reformationsjubiläum konnte in der Öffentlichkeit damit ein „Impuls gesetzt werden, der auch in Politik, Gesellschaft und Medien ein breites Echo ausgelöst hat“. Der Präses der Kirchensynode, Ulrich Oelschläger, bezeichnete das 500. Jahr der Reformation als „echtes Beteiligungsjubiläum“. Vor Ort seien viele neue Verbindungen entstanden, zum Beispiel mit Kultureinrichtungen oder Kommunen. Vor allem sei die Reformation in diesem Jahr an vielen Orten ökumenisch gefeiert worden. „So viele gemeinsame ökumenische Veranstaltungen hat es in dieser Dichte niemals zuvor gegeben. Das macht Hoffnung auf mehr“, so Oelschläger. Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung rief dazu auf, „das Jubiläumsjahr mit einem Doppelpunkt zu beschließen“. Nun werde zwar das Festjahr beendet, nicht aber die durch Martin Luther aufgeworfene Herausforderung, „immer wieder neu nach Gott und der Welt zu fragen und aus der Kraft des Evangeliums zu leben“.

     

    Neuausrichtung im Pfarrdienst auf den Weg bringen  

    Mit großer Mehrheit hat die Synode ein neues System bei der Verteilung von Pfarrstellen beschlossen. Vor allem eine bevorstehende Pensionierungswelle sowie ein prognostizierter Rückgang der Mitgliederzahlen infolge der Altersentwicklung der Bevölkerung machen Anpassungen im neuen Jahrzehnt notwendig. Neben der Reduktion von Pfarrstellen werden auch zahlreiche Neuerungen im Pfarrdienst in den Blick genommen. Dazu gehört unter anderem die Möglichkeit, Gemeindepfarrstellen in neuen Kooperationsräumen zu errichten. Zudem soll das Zusammenspiel verschiedener Professionen gestärkt werden. Die neue so genannte Pfarrstellenbemessung sieht vor, die Zahl der Pfarrstellen entsprechend der Mitgliederentwicklung zwischen 2020 und 2024 jährlich um etwa 1,4 Prozent von 1450 auf knapp 1350 Stellen zu reduzieren. Auch künftig soll dann wie bisher durchschnittlich eine Seelsorgerin oder ein Seelsorger für rund 1600 Gemeindeglieder zuständig sein.

     

    Bilanz und Finanzplan für das kommende Jahr beschlossen

    Die hessen-nassauische Kirche hat auf der Synodaltagung erstmals eine Aufstellung ihrer Finanzen vorgelegt, wie sie aus dem Wirtschaftsleben bekannt ist. Die  Eröffnungsbilanz nach dem kaufmännischen Berechnungssystem für die Gesamtkirche weist eine Summe von rund zwei Milliarden Euro auf. Dabei sind bereits über 1,7 Milliarden Euro fest für die Zukunft verplant. Sie sind Rückstellungen beispielsweise für künftige Pensionen und Beihilfezahlungen für die Kosten der medizinischen Versorgung von Beamten und Pfarrpersonal. Nach Worten des Leiters der Kirchenverwaltung, Heinz Thomas Striegler, hat die Eröffnungsbilanz nicht nur die Lücken künftiger Belastungen, sondern auch den „bereits vorhandenen guten Deckungsgrad der Versorgungsrückstellungen aufgezeigt“. Entsprechend konnte auch der 655 Millionen Euro umfassenden Haushalt für das kommende Jahr beschlossen werden. Vor allem durch die Reduzierung von PFarrstellen werden voraussichtlich die Ausgaben bis 2020 um rund fünf Millionen Euro verringert. Heinz Thomas Striegler wurde zudem von der Synode mit großer Mehrheit im Amt bestätigt.

     

    Von Klima und Gleichstellung bis Pfarrbild und Jugendarbeit

    Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau hat die Diskussion über die Verbesserung ihrer CO2-Bilanz und für ein stärkeres Wirtschaften nach ökologischen Grundsätzen eröffnet. Dazu wurde der erste Klimaschutzbericht der Landeskirche vorgelegt. Er attestiert der evangelischen Kirche Fortschritte etwa durch energetische Gebäudemodernisierungen, dennoch verfehlt sie das selbst gesteckte Ziel, von 2005 an gerechnet 25 Prozent des klimaschädlichen Kohlendioxyds einzusparen. Die Synode wird sich im kommenden Jahr eingehend mit einem ökologischen Energiebeschaffungskonzept befassen.

    Die Synode hat eine kritische Bilanz des vor 20 Jahren eingeführten Gleichstellungsgesetzes gezogen. Der vorgelegte Bericht zeigt, dass Hessen-Nassau eine der ersten Kirchen war, die Frauen im Beruf förderten. So sei der weibliche Anteil in hohen kirchlichen Leitungsämtern in den vergangenen zwei Jahrzehnten deutlich gewachsen. Auf den mittleren Leitungsebenen wie etwa den Dekanaten bestehe aber weiter Handlungsbedarf, Frauen den Zugang zu führenden Positionen zu eröffnen.

    Für eine engagierte Diskussion sorgte der Jugendbericht. Landesjugendpfarrer Gernot Bach-Leucht forderte, Jüngere mit ihren Kompetenzen mehr in Entscheidungen einzubeziehen. Synodale äußerten mit Verweis auf die wachsende Bedeutung der Elektronik, dass „die Zukunft der Jugendarbeit im digitalen Raum“ liege.

    Ein Bericht über die Zukunft des Pfarrberufes beobachtet an vielen Stellen des Berufsbilds Änderungen. So ist es nach Worten der Stellvertretenden Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf unter anderem für den Berufsstand nötig, „in einer pluralen Gesellschaft vielfältige Zugänge zum Glauben zu eröffnen“, die Arbeit an der Ordination zu orientieren und gleichzeitig die Fülle der Aufgaben auf ein menschenmögliches Maß zu konzentrieren.

    Schließlich wurde der Synode auch eine Evaluation zum Aufbauprogramm von 50 Familienzentren vorgelegt. Im Rahmen eines fünfjährigen Projektes hatte die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau beschlossen, die Einrichtungen, die etwa Gemeinden oder Kitas organisatorisch gekoppelt werden können, mit bis zu 45.000 Euro zu fördern. So entstanden unter anderem 23 Krabbelgruppen für Kleinkinder, 20 neue Beratungsangebote oder auch Freizeitmöglichkeiten für Familien.

     

    Alle Berichte zur Synode ausführlich auch hier:
    www.ekhn.de/ueber-uns/aufbau-der-landeskirche/kirchensynode/berichte.html

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