Ehrenamtsakademie im Dekanat Kronberg

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    Predigt zum Buß- und Bettag

    Mit Video: Wurzeln im Judentum bereichern christlichen Glauben

    EKHNPortraitsDr. Ulrich Oelschläger, Präses der Synode der EKHN

    Am Begriff des Sabbats zeigt EKHN-Präses Dr. Ulrich Oelschläger wie die jüdische Sichtweise die Bedeutung des sonntäglichen Feiertags bereichern kann.

    Vom Judentum können wir lernen, zu unseren Wurzeln zurückzufinden. Davon geht Dr. Ulrich Oelschläger, Präses der Synode der EKHN und studierter Judaist, in seiner Predigt zum Buß- und Bettag aus. Am 18. November stand der Gottesdienst in der Mainzer Christuskirche unter dem Titel „Luther und die Juden“. Der Präses erinnerte daran, dass die Synode der EKHN sich im November 2014 von den späten „Judenschriften“ Luthers distanziert hat.

    Dialog als echte Bereicherung

    Als Beispiel für einen Dialog mit dem Judentum griff Oelschläger das Thema „Sabbat“ auf. In den christlichen Evangelien wird berichtet, dass jüdische Schriftgelehrte Jesus dafür kritisieren, dass er am Sabbat Nahrung sammelt, was ihrer Meinung nach laut jüdischer Überlieferung verboten sei. Jesus entgegnet: „Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbats willen.“ Hier macht Oelschläger deutlich, dass sich Jesus mit diesem Zitat nicht vom Judentum absetzt, denn es gibt auch alte jüdische Auslegungen zur Thora, die den Menschen ebenfalls sinngemäß ans Herz legen: Euch ist der Sabbat übergeben, nicht aber ihr seid dem Sabbat übergeben. Als Studiendirektor im Ruhestand kritisiert Oelschläger allerdings, dass die Texte in vielen evangelischen Religionsbüchern gerade beim Thema Sabbat die christlich geprägte Sichtweise im Verhältnis zur jüdischen aufwerten.

    Mit der Arbeitsruhe hält Luther es nicht so streng

    Der Präses der EKHN-Synode erklärt, dass das Wort „Sabbat“ in der jüdischen Tradition in der Übersetzung von Moses Mendelsohn als Ruhetag vermittelt werde, Martin Luther hingegen übersetzt ihn mit Feiertag. Oelschläger erklärt, welche unterschiedlichen Haltungen sich in den Übersetzungen des „Sabbat“ widerspiegeln: Luther verstehe darunter, dass wir Gott lieben und sein Wort ehren sollen. Luther erkenne auch die Notwendigkeit der Erholung an, allerdings eher aus pragmatischen  Gründen. Oelschläger schätzt Luthers Haltung so ein: „Mit der Arbeitsruhe hält er es jedoch nicht so streng, zumal die größten Komplizen des Teufels die Trägheit sowie Trübsinn und Teilnahmslosigkeit seien.“ 

    Liebe zu den Menschen drückt sich auch in einem Tag der Ruhe aus

    Im Judentum werde hingegen der Sabbat als Tag der Arbeitsruhe als Geschenk des Ewigen verstanden, als Tag der Schöpfungsruhe, als Vollendung der Schöpfung. „Und es ist ein Tag der Mitmenschlichkeit, als Vollendung der Schöpfung“, betont Oehlschläger. Der Sabbat als Ruhetag werde im Judentum ganz im Sinne der Menschen verstanden, für den der Sabbat da sei. So müsse auch niemand an diesem Tag kochen. Für Oelschläger ein sehr sympathischer Gedanke: „Wenn ich in dieser Beziehung an meine Mutter denke, hat das Judentum anscheinend viel früher entdeckt, dass die, die den Haushalt führen, traditionell waren es Frauen, auch Menschen sind.“

    Einfluss des Judentums auf das Christentum

    Oelschläger legt den Gottesdienstbesucherinnen und –besuchern ans Herz, dass der Dialog mit dem Judentum eine Bereicherung für den eigenen Glauben sein könne. Dafür gebe ein Zitat von Alan Segal einen guten Impuls: „Da das Christentum eine exzentrische Form des Judentums war, ist es ein gewaltiges Understatement zu fragen, in welcher Weise es vom Judentum beeinflusst ist. Das ist, als würde man fragen, in welcher Weise ein Fisch vom Wasser beeinflusst ist.“ Seine Predigt schloss er mit einer wunderschönen Geschichte aus einem Lesebuch für jüdische Grundschüler, in der ein kleines Mädchen auf der Suche nach einem Gewürz ist, das den besonderen Duft der Suppe für den Sabbat ausmacht. Während der Vorbereitungen der Mutter am Freitag entdeckt das Mädchen kein außergewöhnliches Gewürz und schläft ein. Doch dann sieht sie einen goldenen Wirbelwind, aus dem feines Puder in den Topf rieselt. Was symbolisiert dieser Puder? Die Liebe der Mutter? Die Liebe Gottes? Oelschläger verzichtet auf eine Interpretation und schließt die Predigt mit der Frage: „Gibt es den goldenen Puder nicht wirklich?“

    Beteiligte und Talk

    Am Gottesdienst beteiligten sich zudem Propst Klaus-Volker Schütz, Dr. Birgit, Pfeiffer, Präses des Evangelischen Dekanats Mainz sowie die Johanniskantorei mit Dekanatskantor Volker Ellenberger. In der Talkrunde im Anschluss sprachen Prof. Dr. Wolfgang Breul von der Universität Mainz, Rabbi Aharon Ran Vernikovsky, Präses Dr. Ulrich Oelschläger sowie der Mainzer Dekan Andreas Klodt. Mehr über den Gottesdienst und die Talkrunde finden Sie demnächst auf dieser Seite rechts im Video.

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